(Kassel, 27. September 2024) Im Rahmen des „Zukunftsforums Energie & Klima“ wurden am 25. September in der documenta-Halle Kassel die Preisträger des Hessischen Staatspreises Energie für innovative Energielösungen 2024 bekannt gegeben: Energiesysteme Groß GmbH & Co. KG (ESG) aus Niestetal wurde für das besondere Biodiversitätskonzept des Solarparks Niederhone unter dem Motto „Ökologie trifft Ökonomie: Nachhaltige Energieerzeugung in der Region für die Region“ in der Kategorie Strom mit dem Hessischen Staatspreis ausgezeichnet.
Leuchtende Beispiele mit Vorbildcharakter
Der Hessische Staatspreis Energie wurde in sechs Kategorien vergeben: Strom, Wärme, Mobilität, Systemintegration, Nachwuchs und erstmals in der Kategorie „Gesellschaftliches Engagement“. Aus 61 Bewerbungen wurden 11 Preisträger ausgewählt und nach Kassel zur Verleihung eingeladen. Dr. Karsten McGovern, Geschäftsführer der durchführenden LandesEnergieAgentur Hessen (LEA), betonte, alle Einreichungen seien „tolle Ideen mit Vorbildcharakter und leuchtende Beispiele“, die zeigen, dass die Energiewende möglich sei.
Der Solarpark Niederhone ist seit 2023 in Betrieb: Mit 5,75 Megawattpeak Leistung setzt er auf modernste Technik und neueste Standards sowie ein regionales Biodiversitäts- und Stromvermarktungskonzept. Rechnerisch wird hier Strom für 1.600 Haushalte erzeugt. Dadurch werden 2.770 Tonnen CO2 eingespart. Der Solarpark wurde auf einer Fläche mit ungünstigen Bodenverhältnissen für die landwirtschaftliche Nutzung errichtet, ohne Einsatz von Fördermitteln. Weniger als 1 Prozent der Fläche ist versiegelt. Durch die Bebauung und Bepflanzung wird die weitere Bodenerosion verhindert.
Mustersolarpark Niederhone maximal regional umgesetzt
Björn Groß, Inhaber des ausführenden Unternehmens Energiesysteme Groß GmbH & Co. KG und Investor des innovativen Solarparks Niederhone erklärte zur Preisverleihung die Besonderheiten: „Alle denken darüber nach, wir haben es gemacht: Wir hatten das feste Ziel, einen Mustersolarpark zu bauen, der Ökologie und Ökonomie verbindet. Wir wollten ihn maximal regional umsetzen, das heißt: Wir haben das Projekt nicht nur finanziert mit einer regionalen Bank, der Kasseler Sparkasse – die ja auch mit Sponsor auf dieser Veranstaltung ist – sondern wir haben den Strom auch regional vermarktet aus diesem Projekt an die SMA Solar AG, die das in ihre Bilanz hineingenommen haben. Und wir haben diesen Mustersolarpark als Biodiversitätspark gebaut.“
Herausforderung: Balance finden zwischen Biodiversität und Wirtschaftlichkeit
Corinna Freudenstein, Prokuristin und Kaufmännische Leitung von ESG, erklärte das besondere Biodiversitätskonzept des Solarparks Niederhone: „Bei der Planung von Solarparks ist für uns immer wichtig: Solarparks werden Teil des Landschaftsbildes. Das bedeutet: Die überbaute Fläche sollte nach Möglichkeit gering sein. Bei diesem Solarpark in Eschwege haben wir nur rund 60 Prozent der Fläche mit Modulen überstellt. Wir haben ein regionales Saatgut ausgebracht, was mittlerweile sehr gut anwurzelt, sodass wir über 30 neue Pflanzenarten auf der Fläche kartieren konnten. Wir haben ein besonderes Beweidungskonzept aus dem Konzept „Schaf schafft Landschaft“, welches auch mit der Universität Kassel entstanden ist. Was wir auch merken, wenn Pflanzenarten sich ansiedeln, ist eine zunehmende Kleintierpopulation am Standort. Wir finden, es ist ein richtig gelungener Park.“
Sie beschrieb zudem die besondere Herausforderung: „Biodiversität ist toll! Das heißt aber auch, dass ich nie die optimale Wirtschaftlichkeit auf einer solchen Fläche habe, weil man nicht beides haben kann. Aber uns ist beides wichtig. Deswegen versuchen wir immer, die Balance hinzubekommen zwischen Biodiversität und Wirtschaftlichkeit.“
Integration der Biodiversität mitsamt Schafbeweidung überzeugte
In der Kategorie „Strom“ gab es zwei Finalisten: Den zweiten Platz belegte die Adaptive Balancing Power GmbH aus Pfungstadt, die nachhaltige Hochleistungsspeicher entwickelt, mit denen Schwankungen in der Netzleistung ausgeglichen und Elektrofahrzeuge schnell geladen werden können.
Regierungspräsident Mark Weinmeister lieferte die Begründung der Jury für den ersten Platz im Bereich Strom: „Die Jury hat sich deswegen für den Solarpark Niederhone entschieden, weil hier die Verbindung von Energieerzeugung und Biodiversität von Energiesysteme Groß in besonderer Art und Weise umgesetzt worden ist.“ Gerade die Integration der Biodiversität mit dem Offenhaltungskonzept von „Schaf schafft Landschaft“ sei entscheidend gewesen, so Weinmeister.
Preisgeld geht an drei vom Unwetter betroffene hessische Gemeinden
Das in Niestetal ansässige Unternehmen, 2022 vom Land Hessen als „Hessen-Champion“ in der Rubrik „Jobmotor“ ausgezeichnet und im Frühjahr 2024 von EFAHRER.com als deutschlandweit bestes regionales Fachunternehmen für Photovoltaik, hatte sich bereits Gedanken über die Verwendung des ausgelobten Preisgeldes gemacht.
Björn Groß verriet nach der Verleihung: „Wir haben uns im Vorhinein überlegt, was wir mit dem Preisgeld machen und uns entschieden, dass wir nicht nur allgemein den Klimawandel bekämpfen bzw. aufhalten wollen, sondern wir wollen auch gerne den Leuten weiterhelfen, die jetzt schon unmittelbar davon betroffen sind. Und deshalb möchten wir unser Preisgeld in die drei betroffenen Gemeinden spenden, die das große Unwetterereignis hatten: nach Trendelburg, nach Wesertal und nach Reinhardshagen. Denn wir wollen auch denen helfen,
die jetzt schon die großen Schäden haben und schon jetzt unmittelbar davon betroffen sind.“
Hessischer Staatspreis Energie
Der Hessische Staatspreis für innovative Energielösungen prämiert Konzepte zur Erzeugung, Speicherung, Verteilung und Nutzung von Energie. Bewertet werden die Einreichungen durch eine vielfältige Fachjury aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.
Der Staatspreis wird vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum ausgelobt. Die LandesEnergieAgentur Hessen (LEA) übernimmt die Organisation und Durchführung.
Mit insgesamt 52.500 Euro dotiert, beträgt das Preisgeld des Hessischen Staatspreises für die Gewinner in den einzelnen Kategorien je 7.500 Euro, in der Kategorie Nachwuchs 2.500 Euro. Die Zweitplatzierten erhalten ein Preisgeld von 2.500 Euro, in der Kategorie Nachwuchs 1.000 Euro.